„Evangelische Bildung hilft Menschen zu werden, was sie sind: Ebenbilder Gottes, deren Bestimmung die verantwortliche Wahrnehmung ihrer Freiheit ist.“ Das Perspektivprogramm Salz der Erde der EKBO benennt mit diesen Worten die besondere Bedeutung der Bildungsverantwortung für unsere Kirche.
Bildung ist darin kein Selbstzweck, sondern sie dient der verantwortlichen Wahrnehmung der Freiheit. Die aber fällt nicht vom Himmel, sondern muss gelernt werden. Dazu brauchen wir authentische
Lernorte und Menschen, die uns eine solche Freiheit vorleben oder vorgelebt haben. Mit all den Brüchen und Ambivalenzen, die zu einem Leben gehören. Ein solcher Lernort ist das
Martin-Niemöller-Haus.
Martin Niemöllers durch Brüche und Widersprüche gekennzeichneter Lebensweg ließ ihn schließlich zu einer Schlüsselfigur der Bekennenden Kirche und damit auch zum Gegner des nationalsozialistischen
Regimes werden. Sein Bekenntnis und auch sein Engagement für Frieden und Bewahrung der Schöpfung nach 1945 sind für zukünftige Generationen Auftrag, im positiven Sinne widerständig zu sein, zu
erinnern, zu lernen und zu handeln.
Der im Jahr 2007 eingerichtete „Erinnerungsort Martin Niemöller“ trägt mit seiner Bildungsarbeit dazu bei, aus dem Erbe der bekennenden Christen Lehren für die heutige Zeit zu entwickeln und
insbesondere jungen Menschen nahezubringen.
Die Bildungsarbeit des Martin-Niemöller-Hauses verbindet sich im Jahr 2013 mit dem Themenjahr „Zerstörte Vielfalt“, in dessen Rahmen sich Berlin intensiv mit der Zeit des Nationalsozialismus
auseinandersetzen wird. 80 Jahre nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und 75 Jahre nach den Novemberpogromen bleibt das Gedenken, Erinnern und Mahnen eine wichtige gesamtgesellschaftliche
Aufgabe. Nicht zuletzt die aktuelle politische Debatte in Untersuchungsausschüssen auf Bundesebene und in den Ländern über rechtsextremistisch motivierte Gewalt zeigt: Frieden und Demokratie bleiben
Herausforderungen, denen wir uns als Christinnen und Christen aktiv stellen müssen.
Das Martin-Niemöller-Haus ist ein Ort aktiver Erinnerungsarbeit und ein innovativer Lernort. Ich danke allen, die sich für dieses Haus, für diesen Ort, der erinnernd in die Zukunft weist, engagieren.
Die evangelische Bildungsverantwortung als Wahrnehmung verantwortlicher Freiheit bekommt an diesem Ort eine konkrete Gestalt und eine Vision.
Dr. Markus Dröge
Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
"Es erfüllt mich stets mit großer Freude und Dankbarkeit, zu erleben, wie sich die Evangelische Kirchengemeinde Dahlem in Erinnerung und täglicher Arbeit „ihrem“ Pfarrer Martin Niemöller
verpflichtet sieht. Martin Niemöller hat mit seiner gradlinigen und unbeugsamen, aus festem Glauben gestützten Konsequenz dem schrecklichen Naziregime widerstanden und durch sein wie der von ihm
gegründeten Bekennenden Kirche Wirken mit den Boden bereitet, der uns nach dem Ende des Nationalsozialismus einen eigenen moralischen Neubeginn möglich machte. Widerständig und streitbar hat er
seinen Glauben und dessen Folgen für ein rechtes Leben in die Gesellschaft getragen, auch nach dem Krieg zu unser aller Nutzen.Wann immer ich ihm begegnet bin, war ich auf bleibende Weise von ihm
beeindruckt.
Die Evangelische Kirchengemeinde Dahlem schafft uns im ehemaligen Pfarrhaus Niemöllers den Raum, seinem Beispiel für unsere christliche Verantwortung in der Welt zu folgen, so gut wir es vermögen.
Dem Haus und der dortigen Arbeit gelten unsere guten Wünsche."
Richard von Weizsäcker
1984–1994 Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland
"Die Erfahrung des Versagens unserer Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus hat uns gelehrt, dass Kirche, dass Christinnen und Christen gewaltfrei Widerstand leisten müssen, wo Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Das ist auch die Erfahrung der Kirche in der DDR. Das sind auch Erfahrungen in aller Welt: in Südafrika, in Argentinien, im Iran etwa.
Jeder Mensch ist Gottes Ebenbild. Wird seine Integrität angegriffen, sind unsere Glaubensüberzeugungen infrage gestellt."
Margot Käßmann
Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017
im Auftrag der Ev. Kirche Deutschlands (EKD)
„Widerständig leben bedeutet für mich: Zivilcourage lernen und einüben. Nicht teilnahmslos hinnehmen, wenn Mitmenschen um ihre Rechte gebracht werden. Das meint hierzulande beispielsweise, sich
für das Recht auf Bildung für alle einzusetzen.
Die Erinnerung an Martin Niemöller, der, aufgewachsen in klassischen deutschen obrigkeitsstaatlichen Zusammenhängen, auch erst lernen musste, Zivilcourage aufzubringen, hilft mir und anderen, den
„aufrechten Gang“, zu dem wir als Gottes Geschöpfe bestimmt sind, nicht zu vergessen."
Christoph Markschies
Theologe und Kirchenhistoriker,
Vizepräsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften